Ausbildung Atemschutzgeräte
Inhalt:
1. Voraussetzungen für das Tragen von Atemschutzgeräten
2. Verantwortlichkeiten
3. Gerätekunde Atemschutzfilter
4. Einsatzgrundsätze Atemschutzfilter
5. Lagerfähigkeit Atemschutzfilter
6. Gerätekunde Atemschutzmaske
7. Anforderungen an PA
8. Gerätekunde PA
9. Beispiele für den Einsatz von PA
10. Aufräum-/Nachlöscharbeiten
11. Problem Schaumeinsatz
12. Vorbereitung des Trupps zum Atemschutzeinsatz
13. Atemschutzüberwachung (ASÜ)
14. Rettungstrupp
15. Rückzug
16. Sicherheitshinweise für den Einsatz
17. Nach einem Brandeinsatz
Atemschutzgeräte, allg.
- Einteilung der Geräte
- Filtergeräte (umluftabhängig)
- Isoliergeräte (umluftunabhängig)
Voraussetzungen für das Tragen von Atemschutzgeräten
a) Körperliche Eignung:
- mind. 18 Jahre
- G 26/3 (Gerätegewicht > 5kg, erhöhte Ausatemwiderstände)
- Alle drei Jahre, ab 50. Lebensjahr jährlich)
- Auf Wunsch der Wehrführung/Wachvorsteher (bei vermuteten Belastungsschwächen)
- Nach schwerer Krankheit
- Auf Wunsch des Trägers
- Zum Zeitpunkt des Einsatzes gesund und körperlich fit (kein Alkohol, keine Erkältung, keine Medikamententherapie...)
- Kein Bart, Koteletten oder übermäßige Haarpracht (gilt auch für Überdruck-PA)
- Evtl. Maskenbrille
b) Fachliche Eignung:
- AGT-Lehrgang
- Regelmäßige theoretische (Wachunterricht) und praktische, realitätsnahe (f/o-Anlage, Wärmegewöhnung, Brandhaus, Suchtaktiken...) Ausbildung Mind. 1x jährlich Belastungsübung. Da die traditionellen Atemschutzstrecken nur eine reine körperliche Belastung bieten, können auch alternative Übungen stattfinden (z.B. stillgelöegte Objekte, Brandhaus, Bundeswehranlagen, THW-Anlagen...). Sollte dennoch die Strecke bevorzugt werden so sollte ein gewisser Streß auf die Teilnehmer ausgeübt werden (Schreie, ausgelöste Totmannwarner, Kollegen-Crash-Rettung, Null-Sicht durch OP-Überschuhe, vorm Eintritt ins Labyrinth den FA schwindelig drehen...)
2. Verantwortlichkeiten:
- Für den Einsatz selbst beim zuständigen Truppführer / Gruppenführer / Einsatzleiter
- Für "sein" Gerät ist jeder selbst verantwortlich
- Für die regelmäßigen Überprüfungen des PA und der Masken ist die Atemschutzwerkstatt/Atemschutzgerätewarte zuständig
3. Gerätekunde Filter:
Der sog. ABEK-Filter ist ein Kombinationsfilter, vorrätig auf allen Löschfahrzeugen, Drehleitern, AB-A, GW-A, AB-U...
Detaillierte Bezeichnung:
Gasfilter mit Aktivkohle nimmt A 2 (braun) organische Stoffe
gas- u. dampfförmige Atemgife auf, B 2 (grau) anorganische Stoffe Schutzstufe 2
durch anlagern (adsorbieren) E 2 (gelb) Schwefeldioxid, SO2 bis 0,5 Vol.%
und aufsaugen (absorbieren) K 2 (grün) Ammoniak
Partikelfilter(schicht) hält Partikel P 3 (weiß)
und Stäube zurück
4. Einsatzgrundsätze Atemschutzfilter:
- Nur auf Anordnung von Einsatzleiter/Abschnittsleiter/Fahrzeugführer
- Nur im Freien (O2 > 17%)
- Atemgiftkonzentration max. 0,5% (also nicht bei PKW-Bränden, DORT IMMER PA!)
- Keine zu starke Ruß- oder Flockenbildung (Filterpapier setzt sich zu)
Benutzungsgrenze:
Wenn sich der Einatemwiderstand spürbar erhöht
Wenn Geruchs- und Geschmacksfeststellungen wahrgenommen werden (Metallsalze führen zum Metallgeschmack -> "Sicherheitseinrichtung" zur schnellen Wahrnehmung der Gefahr!)
5. Lagerfähigkeit Atemschutzfilter:
- Verschlossen (Plombe) siehe Aufdruck (Standard: 4 Jahre)
- Geöffnet, aber unbenutzt und noch nicht abgelaufen -> noch 6 Monate für Übungen!
- Abgelaufene Filter sind zu entsorgen-> Auch nicht für Übungen einsetzen!
6. Gerätekunde Atemschutzmaske
Bauteile der MSA AUER S3 (Kompatibel mit BD96)
- Maskenkörper
- Kopfspinne
- Trageband
- Sichtscheibe
- Innenmaske mit Sicherheitsventil
- Anschlußstück (mit Rundgewinde)
- Einatemventile
- Ausatemventile
- Vorkammer (gegen Ventilschlupf in der Exspiartionsphase)
- Sprechmembran (dünne, silberne Ebene)
- Schutzkappe
- Doppelter Dichtrahmen
7. Anforderungen an PA:
Geprüfte, einsatzbereite PA (nach jedem Einsatz/Gebrauch)
Laufende Prüfung der PA u. Masken (Intervall)
8. Gerätekunde PA:
Bauteile des BD96 Fa. Dräger
- Tragegestell mit Bebänderung, Flachenhalterung...
- Atemluftflasche
- Druckminderer, reduziert auf 6 bar (Arbeitsdruck)
- Sicherheitsventil/Überdruckventil, reduziert auf 12 bar (bei Überdruck)
- Restdruckwarner pfeift bei 55 +/- 5 bar
- Lungenautomat mit Eurokupplung an Mitteldruckleitung (6 bar)
- Manometer an Hochdruckleitung, bei Abriss oder defekt der Leitung -> Luftbegrenzung
9. Einsatzbeispiele für den Einsatz von PA:
- Essen auf Herd, Zimmer, Dachstuhl, Keller, Wohnung, Kleingartenhaus... (2 PA aufwärts)
- Stichwort Brandmeldeanlage, verdächtiger Rauch... (alle Angriffstrupps der anrückenden Fahrzeuge)
- PKW-Brand (1 PA )
- Wohnwagen, LKW... (2 PA aufwärts)
- Aufräum- und Nachlöscharbeiten (PA )
- Gasgeruch (2 PA aufwärts)
- Kanal-/Silounfall (1 oder 2 PA )
- Lüftungsöffnung schaffen (2 PA )
- CSA-Einsatz
Brände mit langen, unkomplizierten, Anmarschwegen wie z.B. verqualmtes Hochhaus, Tunnel, Tiefgarage, U-Bahn... werden im weiteren Einsatzverlauf mit Langzeit-PA (PA 94) und/oder Kreislaufgeräten (Travox 120) bekämpft. Wobei die ersten Trupps noch PA 80 nutzen (auf der Anfahrt bereits ausgerüstet)
10. Aufräum-/Nachlöscharbeiten:
bei "warmen" Einsatzstellen (ca. 1-2 Studnen nach "Feuer aus") muß unabhängiger Atemschutz getragen werden (sprich PA 80)
ferner gilt:
- nach Möglichkeit wenig Einsatzkräfte und nicht länger als nötig einsetzen
- ca. 1-2 Stunden belüften
- Essen, Trinken und Rauchen an der E-Stelle nur nach gründlicher Reinigung von Gesicht und Händen (Partikel und Schadstoffe)
11. Problem Schaumeinsatz:
Werden in stark verschäumten Bereichen PA eingesetzt, wird das Warnsignal gedämmt und kann u.U. nicht wahrgenommen werden. Hier ist eine häufige Kontrolle des Manometers unerläßlich.
12. Vorbereitung des Trupps zum Atemschutzeinsatz:
- PA mit Unterstützung der Atemschutzüberwachung außerhalb des Gefahrenbereiches anlegen (im Mannschaftsraum/am Fahrzeug)
- Vor dem Einsatz muß jeder PA voll sein (nicht unter 90% Nennfülldruck, also wenigstens 270 bar), weiter muß der Warneinrichtung überprüft (bei 55 +/- 5 bar) und eine Dichtprobe gemacht werden.
- Maske auf
- Maskendichtprobe
- Flammschutzhaube überziehen
- Helm auf
- Kragen hoch, verschließen
- Nochmalige Maskendichtprobe
- Funk (mit Helmsprechgarnitur) für den Truppführer
- Fw-Leine am Gurt/PA anschlagen
- Handschuhe anziehen
- (Hohl-) Strahlrohr (Truppmann) und Lampe (Truppführer) an sich nehmen
- Erst wenn das Fahrzeug steht den PA aus der Halterung entnehmen
- PA jedoch erst an der Rauchgrenze/vorm Gebäude anschließen lassen (Luft sparen)
13. Atemschutzüberwachung:
- verantwortlich ist der jeweilige Gruppenführer
- die Aufgabe übernimmt der Melder
- evtl. wird eine Kanaltrennung vorgenommen
- Meldung des TF an die ASÜ wenn die PA angeschlossen werden
- Nach 15 Min. erste Druckabfrage durch die ASÜ
- Alle 5 Min. weitere Druckabfragen
- Es wird immer der niedrigste Druck des Trupps bekannt gegeben
- Für den Rückweg ist der doppelte Luftvorrat des Hinweges einzuplanen
- je nach Lage sind natürlich Abweichungen möglich
- Rückzugsweg ist durch Leine (außen anschlagen, Beutel am Trupp) oder Schlauch sicherzustellen
14. Rettungstrupp:
- Ist für jeden Einsatz obligatorisch (außer an übersichtlichen Einsatzstellen wie PKW-Brand...)
- ist voll ausgerüstet (mit PA, Maske, Flammschutzhaube, Funk, Lampe, Handschuhe...), natürlich noch nicht angeschlossen
- kann leichte Arbeiten an der Rauchgrenze/vorm Gebäude übernehmen (Schlauch nachführen, Lüfter einsetzen, Leiter in Stellung bringen...)
15. Rückzug:
- Restdruck nur noch 2x Anmarschverbrauch (habe ich für den Hinweg 40 bar gebraucht, so sollte ich bei 80 bar Restdruck zurück ziehen)
- Auslösender Restdruckwarner eines PA
- Explosions-, Einsturzgefahr...
- Auf Befehl des Gruppenführers
- Nach Erfüllung des Auftrages
- Auftretende Gefahren, Rückzug, Lagemeldungen... sind dem zuständigen Gruppenführer unverzüglich zu melden
- Nach dem Rückzug Meldung an den Gruppenführer und die Atemschutüberwachung
- Muss sich ein Suchtrupp zurückziehen, lässt er seinen Führungsleinenbeutel an seiner letzten Position zurück und folgt seiner Leine bis zum Ausgang. Der Austauschtrupp folgt der Führungsleine bis zum Leinenbeutel und setzt an dieser Stelle die Suche fort.
- Notsignale vereinbaren! Leinenzeichen funktionieren nicht und werden seit Jahren nicht mehr gelehrt.
Bewährt hat sich...
"Mßdß" oder "BLITZ! Mann in NOT" wenn sich ein Truppmitglied in einer Zwangslage befindet und Hilfe in der Einsatzstelle benötigt wird. Der Funk ist bei diesen "Signalen" vorerst einzuhalten, der Trupp muß möglichst seine genaue Lage bekanntgeben (gute ASÜ-Dokumentation macht sich hier bemerkbar!).
Bei Schwächegefühl, Gefahr für den Trupp (selbständiger Rückzug möglich) verständigen sich die eingesetzten Kräfte in der Einsatzstelle mit dem fortlaufenden Rufen von "PAN, PAN, PAN, PAN..." diese Laute sind auch unter PA von allen gut zu interpretieren.
16. Sicherheitshinweise für den Einsatz:
- PSA mit zusätzlicher Ausrüstung
- Überkleidung nach EN 469 (JackeUND Hose)
- Unter der Überhose ist eine normale Fw-Hose zu tragen!
- Unter der Überjacke NIE mehr als ein Polo-/T-Shirt!
- Stiefel (auf geschlossene Schnürstiefel achten)
- Handschuhe nach EN (jetzt Elchlederhandschuhe mit Luftpolstern, früher Nomex)
- 2-lagige Flammschutzhaube und Helm mit Hollandtuch (nur beides bringt guten Schutz)
- Sicherheitsgurt (noch)
- Holzkeile (im Holster am Gurt)
- Handfunkgerät (mit Hörsprechgarnitur)
- Handscheinwerfer
Für Brandeinsätze gilt weiterhin:
- immer truppweise vorgehen
- immer Körperkontakt halten, evtl. mit Bandschlinge vergrößern (effektiveres Absuchen möglich)
- immer absolut trockene Kleidung (Handschuhe, Hauben...)
- ausreichend Flüssigkeit nach dem Einsatz aufnehmen (Rehydrierung), vorzugsweise Apfelschorle
- Einsatzgrundsätze für flashover-Taktik, Suchtaktiken... beachten
Nach dem Einsatz:
- Nachdem PA, Helm, Maske, Haube, Handschuhe abgelegt wurden muß sofort die Kleidung geöffnet werden - thermischen Notfällen vorbeugen
- Verwendung des Panikreißverschlusses (Verschluß nach oben ziehen)
- Überjacke öffnen/ausziehen
- Ausruhen und Rehydrierung (evtl. Ruhebereiche einrichten -> FF-Logistik)
- Kein erneuter Einsatz nach extremen Einsätzen, auch wenn es an der Schule trainiert wird (vgl. physisches und psychisches Training der AGT -> Streßresistenz)!